Mamas am Handy

Sabrina, wir als Logopädinnen beobachten doch die Entwicklung unserer lieben Kleinen besonders intensiv. Als ich meine Kinder bekommen habe und das ist ja noch gar nicht so lange her, gab es das Thema Handy noch nicht.

Den Eltern erzähle ich seit ich denken kann, dass mit den Themen Fernsehen und Radio von Anfang an sehr vorsichtig umgegangen werden sollte. Aber mit den Handys ist eine ganz neue Dimension zwischen Mutter/Vater und Kind entstanden.

Ich erzähle den Eltern immer wieder wie wichtig es ist im Alltag das Kind von Anfang an einzubeziehen. Zum Beispiel gemeinsam einkaufen. Das Kind lernt so viel, wenn man das gemeinsam erlebt und das Kind miteinbezieht. Als meine Kinder klein waren, gab es in vielen Geschäften noch Einkaufswägen für Kinder. Was waren meine Jungs stolz, wenn sie die Sachen in ihren kleinen Wagen legen durften. Nebenbei haben sie ihren Wortschatz erweitert und gelernt genau hinzuhören. Jetzt erlebe ich Kinder, die festsitzen und Löcher in die Luft starren oder quengeln und Mamas die nebenbei telefonieren. Das Erleben und die Worte koppeln sich ab und die Kinder sind zwar dabei, lernen aber nichts.
Wie geht es Dir als junger, moderner Mama? Bin ich von vorgestern?

Nein ich denke nicht, dass du von vorgestern bist. Das Thema Umgang mit digitalen Medien bei Babys und Kleinkinder ist denke ich sehr umfangreich und man könnte sicherlich ein ganzes Buch darüber schreiben. Und je nach dem wen man fragt, bekommt man sicher auch andere Meinungen. Für mich ist es wichtig, dass mein Mann und ich eine ähnliche Auffassung davon haben, wie wir zum Beispiel mit dem Thema Fernsehen oder Handy umgehen wollen.

Schon vor der Geburt unseres Sohnes gab es Abende an denen wir darüber diskutiert haben, wie das nur später mal werden soll. Wie viel Fernseh schauen ist okay oder wann ist der richtige Zeitpunkt für ein eigenes Handy. Das waren zum Beispiel Fragen die wir uns schon sehr früh gestellt haben. Nun ist es bei uns ja noch nicht so weit, dass unser Sohn Fernseh schauen möchte oder gar ein eigenes Handy bräuchte. Aber auch uns begleitet das Thema digitale Medien schon. Ich bin der Meinung, dass ein gesunder Umgang wichtig ist. In der heutigen Zeit ist das Handy einfach nicht mehr wegzudenken. Und ja auch ich habe am Tag häufiger das Handy in der Hand. Einfach weil man auch so viel mit dem Handy macht. Musik hören, ein Foto machen oder der Oma auf Whats App schreiben, was der Kleine gerade neues gelernt hat. So lange andere Dinge wie beispielsweise das Anschauen eines Buches, das gemeinsame Spielen oder das Familienessen darunter nicht leiden, finde ich es vollkommen in Ordnung, wenn das Handy ab und zu mal in die Hand genommen wird. Wo bei mir allerdings jegliches Verständnis fehlt ist zum Beispiel, wenn ich Essen gehe und die Eltern am Tisch nebenan beide ihre Handys in der Hand haben und die Kinder gelangweilt daneben sitzen. Oder wenn schon den Kleinsten ein Video auf YouTube gezeigt wird um sie zu beruhigen, anstatt mit ihnen Fingerspiele zu machen oder „Kiek e Boe“ zu spielen.
 
Wie siehst Du das aus logopädischer Sicht?
Werden wir eine Flut von Wortschatzauffälligkeiten und Sprachverständnisproblemen bekommen? Viele junge Mütter äußern sich schon kritisch …  
Ich denke das ist schwierig zu beurteilen oder vorherzusehen. So lange alle Mütter und Väter einen gesunden Umgang mit digitalen Medien haben und auch wissen, wann es Zeit ist mit den Kindern zu spielen, ein Buch zu lesen, Kniereiter zu machen oder sich einfach nur über Alltägliches auszutauschen und das Handy beispielsweise nur eine untergeordnete Rolle im Alltag spielt, müssen wir uns da denke ich keine Sorgen machen. Wenn wir nun allerdings mal davon ausgehen, dass der Gebrauch von Handys weiter Überhand nimmt, kann ich mir gut vorstellen, dass es in Zukunft mehr Kinder mit Wortschatzauffälligkeiten, Sprachverständnisproblemen oder pragmatischen Störungen geben wird. Für die sprachliche Entwicklung ist es immens wichtig, dass Eltern ihre Kinder in den Alltag mit einbeziehen und wenn es nur Kleinigkeiten wie beispielsweise das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten oder wie du schon gesagt hast das Einkaufen sind. Wichtig ist eine gute Interaktion zwischen Eltern und Kind und das bedeutet eben nicht den ganzen Tag am Handy zu sein. Und dieses gemeinsame Miteinander beginnt schon im Säuglingsalter. Schon die Kleinsten lernen die Sprache durch Erzählen und erklären. Dazu gehört zum Beispiel das Erklären beim Füttern, Wickeln oder Anziehen, was man gerade macht oder eben auch um auf dein Beispiel vom Anfang zurück zu kommen, dass man das Einkaufen gemeinsam erlebt. Schon mit einfachen Aufforderungen wie „Kannst du schonmal die Milch und den Joghurt holen?“ kann man sowohl das Sprachverständnis und die grammatikalischen Fähigkeiten, als auch den Wortschatz fördern.