Warum gibt es Puppen?

Puppen scheinen zum Menschen zu gehören, seit es den Menschen gibt. Das bezeugen archäologische Funde aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte. Wir wissen nicht wie die Kinder vor hunderten von Jahren mit ihren Puppen gespielt haben, vielleicht nicht sehr viel anders wie heute es die Kinder tun.

Natürlich habe auch ich als Kind mit Puppen gespielt. Mittlerweile ist die Ausrüstung für Puppenmamas perfekt. Es gibt ja mittlerweile wirklich alles, was Eltern für ihr Kind brauchen in Puppenausführung.  Ich lasse Puppen und Tiere gerne in die Therapie mitbringen, weil sie wertvolle Dienste leisten.

Es gibt auch Jungs, die gerne mit Puppen spielen. Doch insgesamt ist dort die Begeisterung für Fahrzeuge größer. Es ist einfach so! Doch gerade auch Jungs können oft mit Tieren fürs Puppenspiel begeistert werden.

Letzten Endes schlüpft man über eine Puppe in eine andere Rolle und die Einbindung einer weiteren „Person“ – also Puppe oder Tier schafft eine andere Konstellation, was für das kindliche Lernen einen guten Rahmen bildet. Kinder lernen im Spiel und über das Spiel.

Kinder kopieren und wiederholen erlebtes im Rollenspiel mit ihren Puppen. Wenn eine begeisterte Puppenmama zu mir in Therapie kommt und zum Beispiel einen zu geringen Wortschatz hat, so erkläre ich ausführlich wie sie mit ihrer Puppe umgehen kann. So wie eine reale Mutter parallel Talking anwenden sollte und das instinktiv auch meistens macht (eine Mutter/ein Vater spricht im Umgang mit kleinen Kindern automatisch begleitend zu Handlungen, z.B. „jetzt streiche ich die Butter auf dein Brot.“) soll dann mein Therapiekind mit seiner Puppe umgehen. Ich erarbeite so ein Wortfeld, z.B. Kleidung  und lasse es anwenden. Ich ermuntere das Kind mit der Puppe viel zu sprechen.

Die Puppenkleidung  wird immer wieder angezogen und ausgezogen und so ergeben sich viele, viele Wiederholungen, damit der Wortschatz gut gespeichert werden kann. In diese Rahmenhandlung kann ich noch einige Tricks einbauen. Das Kind ist mit Freude dabei und lernen gelingt so viel besser.

Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt ist, dass im Puppenspiel Emotionen gut aufgearbeitet werden können. Zu mir kommen manchmal Kinder, die sehr schüchtern sind und die sich zusätzlich zu  ihrer Sprachproblematik wenig zutrauen. Als Erwachsene fragen wir leicht mal „wo ist das Problem?“ – das geht bei Kindern so nicht! Aber im Spiel mit Tieren findet man schnell heraus, wo der Grund für Schüchternheit liegen könnte und wie man das Kind stärken kann. Ich finde es so schade, dass das Kasperltheater nicht mehr Standardprogramm im Kindergarten ist.

Dort gibt es gute Beispiele, wie man mit brenzligen Situationen umgehen kann, zum Beispiel wenn jemand böse ist. Der Kasperl ist schlau und gibt immer gute Tipps, quasi Lebensweisheiten, die man auch als Kind im Kindergarten gut brauchen kann. Doch das ist ein weites Feld und eng damit verbunden sind auch die Märchen, die uns exemplarisch den Umgang mit Situationen des Lebens hilfreich sein können.

Zurück zu den schüchternen Kindern. Sie sollen sich dann auch mal trauen, dem großen Bär oder dem gefährlichen Löwen zu begegnen, ihre Stärken zu entdecken und erfahren, dass ein gefährliches Tier auch mal schwach und verletzt sei kann und Rollen wechseln können.

Meine Erfahrung ist, dass Kinder immer gut mitmachen, wenn Puppen,  Kuscheltiere oder verschiedene Handpuppen mit dabei sind. Meine Lieblingspuppe ist gerade ein Wal und der ist in manchen Therapiestunden mein Assistent und erklärt , was zu tun ist. Mit dem Wal geht alles viel leichter …